Systemintegration mit Mensch und Technik (MuT)
Systemintegration mit Mensch und Technik (MuT).Trotz offener Kommunikationsstandards mit den Versprechen von Plug Play oder Plug Work, gelingen nicht alle Integrationsprojekte. W...
Systemintegration mit Mensch und Technik (MuT). Trotz offener Kommunikationsstandards mit den Versprechen von Plug & Play oder Plug & Work, gelingen nicht alle Integrationsprojekte. Warum das so ist und warum Systemintegration MuT im doppelten Sinne erfordert, erläutert Sven Ebbinghaus von LAE Engineering.
Während noch vor wenigen Jahren die Herausforderung bei der Integration verschiedener Gewerke unter einem Dach in der Umsetzung unterschiedlichster Schnittstellenprotokolle bestand, vermitteln heutige Standards und De-facto-Standards wie OPC, BACNet, LON etc. den Eindruck, dass Systemintegration keine Herausforderung mehr sei und die Integration mit Plug & Play- oder Plug & Work-Mechanismen bewerkstelligt werden könne. Dabei kann sehr leicht die Vorstellung entstehen, dass zur Integration lediglich die Verbindung der jeweiligen Gewerke notwendig sei, den Rest machten die jeweiligen Systeme alleine – ähnlich wie die Druckererkennung in modernen Betriebssystemen. In der Tat helfen die heutigen Standards dabei, die Kommunikation zwischen Gewerken unterschiedlicher Hersteller und unabhängiger Visualisierungen schnell und zuverlässig aufzubauen.
Allerdings gilt nach wie vor: „Wer miteinander spricht, muss sich noch nicht zwangsläufig verstehen“. Diese Aufgabe des gegenseitigen Verstehens wurde bei der konventionellen Schnittstellenprogrammierung dadurch erfüllt, dass zur Umsetzung einer Schnittstelle ein tiefes Verständnis der Abläufe in einer Schnittstelle und damit der Abläufe in einem Gewerk notwendig war. War dieses Verständnis nicht vorhanden, dann funktionierte die Schnittstelle meist auch nicht und eine Integration war nicht möglich.
Neutralisierende Standards
Durch Standards wird der Kommunikationsaufbau zu einem Gewerk auf eine Ebene abstrahiert und damit auch neutralisiert, die ein Verständnis der Gewerkeabläufe zum Aufbau der Kommunikation nicht mehr notwendig macht. Damit diese Schnittstelle dennoch funktioniert und sinnvolle Daten für die Systemintegration liefert, braucht es Systemintegratoren, die auf der einen Seite verstehen, was im jeweiligen Gewerk abläuft und auf der anderen Seite das Expertenwissen darüber mitbringen, welche Daten in der Integration sinnvoll zu Informationen zu verdichten sind. Hierbei ist zu beachten, dass das erforderliche Know-how nicht darin bestehen kann, zu wissen „wie es richtig geht“, sondern zu fragen: „Was braucht der Nutzer und Betreiber einer integrierten Lösung wirklich?“.
Diese Fragestellungen brauchen Mut, denn hier steht nicht mehr die Technik mit der Fragestellung „Was kann alles gemacht werden?“ im Vordergrund, sondern tatsächlich die Fragestellung „Was soll gemacht werden und warum?“. Dass diese Fragen nicht immer gestellt werden, belegen die Integrationsprojekte die nicht funktionieren. Stattdessen werden sie fälschlich als Beleg dafür angesehen, dass Systemintegration mit verschiedenen Systemen unterschiedlicher Hersteller nicht funktioniert.
Hemmende Datenflut: Zu viel, zu uninteressant
Die modernen Kommunikationsstandards sind dabei ein ebenso großer Stolperstein. Denn über eine standardisierte Schnittstelle werden entweder zu viele Daten übertragen oder die Daten, die nicht interessant sind. Somit kranken schlecht geplante Systemintegrationen an Datenfluten, die nicht bearbeitet werden können, und an Timing- Problemen zwischen den verschiedenen Schnittstellen.
Wird bei der Systemintegration allerdings der Mut aufgebracht, nach den Menschen und der Technik zu fragen (MuT), dann sind die Kommunikationsstandards sehr hilfreich bei der Umsetzung von Integrationprojekten. In diesem Fall ist zunächst zu klären, wer die Anwender und Nutzer einer Integration sind. Danach ist für jede Nutzergruppe zu definieren, welche Informationen für die Unterstützung der täglichen Arbeit wirklich gebraucht werden.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Mensch vor der Maschine die Kontrolle behält und nicht nur zum Beobachter eines automatisierten Geschehens degradiert wird. Hier ist es in Einzelfällen besser, auf halbautomatisierte Prozessabläufe innerhalb einer Systemintegration zu bauen. Aus der so gewonnenen Informationstiefe kann dann festgelegt werden, welche Daten aus einer Schnittstelle übertragen werden, welche Daten weiterverarbeitet werden und auf welche Daten verzichtet werden kann.
Anpassung an Veränderungen
Dieser Prozess ist immer wieder dann zu durchlaufen, wenn sich Rahmenbedingungen im Umfeld der Systemintegration verändern. Auch hierzu gehört der Mut zu betonen, dass ein Integrationsprojekt erst dann abgeschlossen ist, wenn das System abgeschaltet wird. Bis dahin sind die Fragen der Aktualisierung, Veränderung und Erweiterung in einem Integrationsprojekt immer wieder neu zu bedenken.
Systemintegration ist erfahrungsgemäß nur dann erfolgreich, wenn neben der Integration verschiedener Schnittstellen die Integration des Menschen in das Gesamtsystem im Vordergrund steht. Dabei muss der Mut aufgebracht werden, dem Management gegenüber dafür einzustehen, dass Integrationsprojekte nur durch den Nutzungszeitraum endlich sind. Echte Integration bedeutet auch eine systemimmanente Weiterentwicklung und Verbesserung.
K o n t akt
Sven Ebbinghaus LAE Engineering GmbH
Nussloch/Heidelberg
Tel.: 06224/9922-13
Fax: 06224/9922-30
Sven.Ebbinghaus@LAE.eu
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