Vorbeugender Brandschutz: Im Gespräch mit DIvB-Geschäftsführer Axel Haas

Mit Axel Haas hat der DIvB seit Januar wieder einen hauptamtlichen Geschäftsführer. Der diplomierte Wirtschaftsingenieur war bislang beim Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure tätig. In seiner neuen Position möchte der passionierte Netzwerker dem vorbeugenden Brandschutz eine noch stärkere Stimme verleihen. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT hat sich mit ihm unterhalten.

Dipl.-Ing. Axel Haas, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für...
Dipl.-Ing. Axel Haas, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für vorbeugenden Brandschutz (DIvB). © Die Hoffotografen GmbH Berlin

GIT SICHERHEIT: Herr Haas, Sie sind seit kurzem Geschäftsführer beim DIvB, dem Deutschen Institut für vorbeugenden Brandschutz. Sie lösen damit Jörg-Uwe Strauß bzw. den Interimsgeschäftsführer Joachim Ochs ab. Sie sind von Beruf Wirtschaftsingenieur – geben Sie uns ein paar Eckdaten zu Ihrem Background?

Axel Haas:
Sehr gerne. Nach einer Bankausbildung in meiner Heimatstadt Hagen habe ich Wirtschaftsingenieurwesen an der Technischen Universität Berlin (TU Berlin) studiert. Im Anschluss habe ich mich fachlich stärker auf den betriebswirtschaftlichen Aspekt konzentriert und drei Jahre lang bei der Wirtschaftsprüfung, Rechts-, Steuer- und Strategieberatung PWC gearbeitet. In meiner anschließenden Tätigkeit an der TU Berlin ist die Technik wieder in den Vordergrund gerückt. Ich war im Fachbereich Logistik für die entsprechende Vorlesung und für Projekte des Lehrstuhls verantwortlich. Nebenbei war ich fachverantwortlicher Dozent für Materialwirtschaft an der privaten Hochschule FOM in Berlin. Nach weiteren Stationen an der Universität Liechtenstein und einer IT-Beratung habe ich 2016 die Geschäftsführung beim Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure übernommen...


...wo Sie bislang als Geschäftsführer tätig waren?

Axel Haas:
Ja. Ich bringe daher viele für die Verbandsarbeit wichtige Voraussetzungen mit. Bereits während des Studiums war ich über zehn Jahre parteipolitisch, eher liberal, aktiv. Bis hin zur Abgeordnetenhauskandidatur in Berlin habe ich viele Parteiämter bekleidet und habe aus der Zeit noch ein umfassendes Netzwerk. Beim Verband Deutscher Wirtschaftsingenieure war ich zuletzt für alle internen wie externen Themen zuständig. Angefangen vom Management des Ehrenamtes bis hin zur Außenvertretung bei Verbänden, Behörden und der Politik war das Spektrum recht breit.


Was hat Sie an dem neuen Amt beim DIvB gereizt?

Axel Haas:
Die neue Aufgabe ist wieder mehr technikbezogen. Der VWI war sehr auf das Verbandsleben fokussiert. Der DIvB hat natürlich auch diesen Teil, aber es geht fachlich um ein sehr spezielles Gebiet, den vorbeugenden Brandschutz. Ein guter Studienfreund von mir ist inzwischen Geschäftsführer eines mittelständischen Familienbetriebs der Brandschutzprodukte herstellt. Daher habe ich bereits während des Studiums immer wieder Kontakt zu Brandschutzthemen gehabt. Die Branche hat mich über viele Jahre immer wieder gereizt, so dass ich mich gefreut habe, als ich angesprochen wurde, um die Geschäftsführung des DIvB zu übernehmen.


Worin sehen Sie die wichtigste Aufgabe des DIvB für die nächste und fernere Zukunft?

Axel Haas:
Hier gibt es meiner Ansicht nach wieder zwei Betrachtungsweisen. Intern sind es die inhaltliche Arbeit und das Netzwerken mit dem Ziel, daraus einen Mehrwert für unsere Mitglieder abzuleiten. Extern sind Kontakte zu den Entscheidungsträgern sehr wichtig. Die Arbeitsergebnisse aus unseren Fachgruppen müssen natürlich zielgerichtet transportiert werden, um so sinnvolle Anpassungen in den Gesetzeslagen zu forcieren. Beispielhaft verweise ich hierbei auf die Probleme beim Bauen im Bestand und die zahlreichen Unterschiede in den Landesbauordnungen. Wenn wir da etwas bewegen wollen, ist der Kontakt zu anderen Verbänden wichtig. Mit gemeinsamer Stimme sprechen verleiht Themen einfach mehr Gewicht.


Was sind für Sie die wichtigsten ­strategischen Maßnahmen und ­Projekte, die Sie angehen möchten?

Axel Haas:
Dafür haben wir einen Strategieworkshop geplant. Dabei ist uns wichtig, alle Mitgliedsgruppen einzubinden und so unsere künftige Ausrichtung und unsere Aktivitäten an den Wünschen Aller auszurichten. Ich erhoffe mir eine aktive Teilnahme und spannende Resultate, die die Marschrichtung vorgeben. Eines kann ich jetzt schon sagen: Ich aktiviere derzeit mein Netzwerk in die Politik, um die passenden Fachleute für unser Anliegen zu gewinnen. Dabei helfen mir meine alten Verbindungen aus ehrenamtlichem Engagement und vorherigen Tätigkeiten. Letztere sind eher bildungsbezogen, was aber nicht schlecht sein muss. Denn ein Thema des DIvB ist natürlich die Einführung und Beibehaltung hoher Standards in der Brandschutzausbildung und an den Hochschulen.


Eines der sehr aktuellen technischen Themen, die Sie besonders interessieren ist die Elektromoblität, Akkus, etc. Hier sehen Sie anscheinend auch besonderen Handlungs- Aufklärungs- und Unterstützungsbedarf...?

Axel Haas:
Das ist neben der Digitalisierung ein spannendes Thema für den Brandschutz. Sehr gerne möchte ich hier das vorhandene Netzwerk im Verband weiter stärken. Meine Kontakte zur Automobilindustrie helfen mir dabei und die ersten Gespräche laufen bereits. Dieses Zukunftsthema wird intensiv von unserem Institut begleitet werden und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits weiß man, dass Elektrofahrzeuge nicht häufiger brennen als solche mit Verbrennungsmotor. Sie sind nur wesentlich aufwendiger zu löschen. Aber weil die Technik vergleichsweise neu ist und Akkubrände oft besonders spektakulär verlaufen, nehmen wir sie anders wahr. Es ist also eine Mischung aus Aufklärung und Arbeit an den Fachthemen nötig sowie eine entsprechende Kommunikation in Richtung Politik, Verbände und Hersteller, um der Mobilitätswende zum Erfolg zu verhelfen.

Mir ist wichtig, dass wir als Institut auch das Thema Wissenschaft und Wissenstransfer stärker in den Fokus nehmen. Beteiligung an Forschungsprojekten und Fachveranstaltungen mit Vertretern aus Hochschulen sollen hier nur zwei Stichworte sein. Aber auch die Vernetzung mit weiteren Interessengruppen kann ihren Beitrag leisten. Am Ende des Tages muss sich der Aufwand lohnen. Und das geht halt einerseits monetär aber auch durch persönliche Kontakte, die einen Mehrwert beisteuern.


Der Brandschutz hat in Deutschland und Europa insgesamt sicher einen hohen Stellenwert – dennoch gibt es Nachholbedarf etwa beim geräteintegrierten Brandschutz oder beim Thema Bau und Architektur im Zusammenhang mit dem immer wichtiger werdenden BIM?

Axel Haas:
De facto haben wir mit unserer Fachgruppe Digitalisierung eine ideale fachliche Plattform. Sie setzt sich auch mit dem Building Information Modeling auseinander und arbeitet kontinuierlich daran. Der sogenannte Digitale Zwilling kommt hier, wie bei der Entwicklung vieler technischer Artefakte, zum Einsatz. Er kann gerade im Brandschutz Leben retten. Hier ist noch viel zu tun, aber wir bleiben dran am Thema.


Welche weiteren Fragen des vorbeugenden Brandschutzes halten Sie für vordringlich – und welche neuen Entwicklungen im Brandschutz sehen Sie als besonders vielversprechend an?

Axel Haas:
Abgesehen von der bereits erwähnten Digitalisierung gibt es eine weitere Entwicklung, die sehr gute Chancen hat, sich im Brandschutz mehr und mehr durchzusetzen: Idealerweise sollten Brände so früh wie möglich entdeckt und bekämpft werden. Der geräteintegrierte Brandschutz wird meines Erachtens eine immer wichtigere Rolle spielen. Ob in einem Unternehmen oder in einen Gebäude – die Verantwortlichen sollten schon dann eine Warnung auf ihr Smartphone bekommen, wenn die Voraussetzungen für den Ausbruch eines Feuer oder die Entstehung von Brandrauch gegeben sind. Lässt sich ein Brand nicht mehr vermeiden, muss eine erste Brandbekämpfung vor Ort automatisch erfolgen. Zugleich müssen die Menschen in der Nähe gewarnt werden und zum bestmöglichen Rettungsweg gelotst werden. Es geht also um die intelligente Vernetzung von moderner Sensor- und Meldetechnik, geräteintegrierten Brandschutzsystemen an besonders gefährdeten Stellen, stationären Löscheinrichtungen wie Sprinkleranlagen und Rauch- und Wärmeabzügen bis hin zur Alarmierung der betroffenen Personen und der detaillierten Information der Feuerwehr.


Sie arbeiten mit anderen Verbänden zusammen. Geben Sie uns einmal einen Eindruck von dieser Zusammenarbeit?

Axel Haas:
Ich bin seit Anfang des Jahres dabei. Im Moment lerne ich die Szene kennen und starte mit ersten Gesprächen – da gibt es bereits fachliche Anknüpfungspunkte. Zudem greife ich auf meine alten Netzwerke zurück und habe bereits das Gespräch mit dem VDI aufgenommen. Im Brandschutz stehe ich in engem Austausch mit dem Bundesverband Brandschutz-Fachbetriebe (Bvfb) – wir sitzen hier in Berlin quasi Tür an Tür. Auch zum Bundesverband Brandschutz (BVB) gibt es bereits gute Kontakte, die ich gerade intensiviere. Fragen Sie mich in einem halben Jahr nochmal. Da dürfte das Netzwerk gewachsen sein und ich kann Ihnen mehr berichten.


Darauf freuen wir uns schon jetzt – und kommen dann gerne auf das Angebot zurück. Einstweilen herzlichen Dank für das Gespräch, Herr Haas!

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Deutsches Institut für vorbeugenden Brandschutz e.V. (DIvB)

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