Zum Start der „BVSW SecTec“ – Interview mit BVSW-Vorstand Tobias Schmid
Der BVSW (Bayerischer Verband für Sicherheit in der Wirtschaft e. V.) startet zum 11. und 12. Juli 2024 in München das neue Kongressformat „BVSW SecTec“. In diesem Rahmen bietet der Verband Experten aus der Unternehmenssicherheit eine Plattform für den Austausch von Ideen, Best Practices und innovativen Lösungsansätzen in der Sicherheitstechnik. GIT SICHERHEIT sprach dazu mit BVSW-Vorstand Tobias Schmid.
GIT SICHERHEIT: Herr Schmid, der BVSW, bei dem Sie Vorstandsmitglied sind, veranstaltet im Juli den Kongress „SecTec“. An wen richtet sich diese Veranstaltung?
Tobias Schmid: Wir richten uns mit SecTec an Nutzer und Endkunden von Sicherheitstechnik aus dem Bereich Industrie, Behörden, Kritische Infrastrukturen – hier besonders an die Entscheider und Mitarbeiter aus den Bereichen Sicherheit und Beschaffung.
Angesichts der Vielzahl der bereits existierenden Veranstaltungen der Sicherheitsbranche: Welche Lücke möchten Sie mit diesem Format füllen?
Tobias Schmid: Uns geht es darum, hochwertige Vorträge zu sicherheitstechnischen Themen zu bieten, die nach Meinung unserer Fachexperten aktuell und in Zukunft für unsere Zielgruppe relevant sind. Wir liefern zu diesen Themen Informationen auf einer herstellerneutralen Ebene. Regional sind wir auf Süddeutschland, Österreich und die Schweiz fokussiert. Viele Veranstaltungen finden außerhalb Bayerns statt und sind somit für dort ansässige Teilnehmer mit erheblichen Reisezeiten verbunden.
Sie nannten das Stichwort Kritische Infrastrukturen, dem in jüngerer Zeit besonders starke Beachtung gewidmet wird, befeuert durch die politische Großwetterlage und Änderungen auf normativer Ebene – Stichwort etwa KRITIS-Dachgesetz. Wo sehen Sie diesbezüglich den größten Bedarf für Austausch und Information in der Sicherheitsbranche?
Tobias Schmid: Ich nehme den Umgang bzw. die Vorbereitung der Betroffenen auf das KRITIS-Dachgesetz als sehr unterschiedlich wahr. Viele Kritische Infrastrukturen sind auch heute schon gut geschützt. Dort gibt es etablierte Prozesse und Verantwortlichkeiten, organisatorische und technische Maßnahmen sind Teil des Betriebs. Die Anpassung auf Gesetzeskonformität ist auch aufgrund noch unklarer Vorgaben zwar eine Herausforderung, jedoch schneller umsetzbar, als für diejenigen, die sich mit dem Thema Sicherheit bis heute noch sehr wenig oder gar nicht befasst haben und nun als Kritische Infrastruktur eingestuft werden.
Interne Zuständigkeiten, Fachpersonal aber auch die Finanzierung sind zum Teil ungelöste Themen. Es wird sich erst noch zeigen, wie die Einhaltung der Vorgaben kontrolliert werden kann und welche Folgen eine Nichteinhaltung konkret haben wird. Einige spekulieren wohl darauf, dass es schon nicht so dramatisch werden wird. Aus meiner Sicht ist das jedoch kein Argument dafür, sich als Betroffener nicht grundlegend mit dem Thema zu beschäftigen.
Zukunftsthemen wie Robotik und KI stehen ebenfalls im Programmheft des SecTec-Kongresses. Was werden Sie diesbezüglich anbieten?
Tobias Schmid: Wir sehen in diesen Sektoren ein sehr schnelles Wachstum. Im Bereich Robotik werden wir zeigen, wie diese Technologie dazu beitragen kann, den anhaltenden Fachkräftemangel in der Sicherheitsdienstleistung entgegenzuwirken. Hier gibt es schon Sicherheitsdienstleister, die konkret in dieses Technologie investieren. Künstliche Intelligenz ist als Schlagwort in aller Munde. Wir werden aufzeigen, wie KI in der Videotechnik Anwendung findet. Dabei wird es auch durchaus einen kritischen Blick auf das Thema geben. Was ist wirklich neu und was vielleicht nur durch gutes Marketing neu verpackt? Wo liegen echte Mehrwerte für den Anwender? Und wo liegen die Grenzen und Engpässe der Anwendbarkeit von KI in der Videotechnik?
Sie sind ja selbst Inhaber eines Sicherheitsunternehmens. Welche Bedeutung dieser Entwicklungen sehen Sie selbst in der Praxis? Wie entwickeln sich hier Angebot und Nachfrage?
Tobias Schmid: Die technische Weiterentwicklung bietet dem Anwender immer mehr Möglichkeiten. Eine detaillierte Analyse der Use Cases und eine daraus resultierende Detailplanung ist dadurch jedoch wichtiger denn je. Im optimalen Fall kennt der Planer nicht nur die technischen Möglichkeiten der Anwendung, sondern auch die Prozesse des Nutzers und kann Best Practice mit einbringen. Auch die kompetente technische Umsetzung, von der optimalen Softwareparametrierung bis zur Einweisung des Nutzers sind am Markt leider keine Selbstverständlichkeiten. Natürlich sind Produktfeatures wichtige Faktoren. Darauf jedoch ausschließlich den Fokus zu richten, ist zu wenig. Im gesamtheitlichen Projektansatz liegt aus meiner Sicht das größte Potential, das in zahlreichen Projekten leider zu wenig genutzt bleibt.
Was erhoffen Sie sich persönlich von der Veranstaltung?
Tobias Schmid: Wir möchten mit dieser Veranstaltung ein Format in München etablieren, das neben der Möglichkeit des gezielten persönlichen Netzwerkens, den Teilnehmern eine vorselektierte Auswahl von wichtigen sicherheitstechnischen Themen bietet. Produktmessen und Roadshows sind wichtige Kanäle um sich gezielt zu informieren. Einen Gesamtüberblick über die Vielzahl der Themen zu erhalten und die relevanten Themen zu filtern, ist bei diesen Veranstaltungen jedoch eine große Herausforderung. Hierbei wollen wir mit der SecTec unterstützen.