Zutrittskontrollsysteme für die neue Arbeitswelt
Mit einem cloudbasierten System zur mobilen Zutrittskontrolle ermöglicht Brivo unter anderem sogenannte „Dark Deliveries“.
Das US-amerikanische Unternehmen Brivo versteht sich als Pionier der cloudbasierten Zutrittskontrolle. Seine Produkte finden sich in allen Branchen, insbesondere aber in gewerblichen Immobilien, Mehrfamilienhäusern und großen Unternehmen mit mehreren Standorten. Um seine Präsenz im DACH-Raum zu stärken, arbeitet Brivo mit lokalen API-Partnern und Anbietern von Gebäudemanagementlösungen zusammen und baut ein Vertriebsnetzwerk auf. GIT SICHERHEIT sprach mit Ingo Meijer, Vice President of EMEA bei Brivo.
GIT SICHERHEIT: Herr Meijer, Brivo ist in den Vereinigten Staaten – und teilweise auch in Europa – recht gut bekannt. Aber für diejenigen unserer Leser, die Ihr Unternehmen doch noch nicht kennen: Könnten Sie uns eine kurze Einführung geben?
Ingo Meijer: Brivo hat vor über 20 Jahren die Kategorie der cloudbasierten Zutrittskontroll- und „Smart Spaces”-Technologie begründet und ist nach wie vor einer der weltweit führenden Anbieter dieser Systeme für Gewerbeimmobilien, Mehrfamilienhäuser und große Unternehmen mit verteilten Standorten. Die Brivo-Plattform für den Gebäudezugang („Access”) ist heute die digitale Grundlage für die weltweit größte Sammlung von Kundeneinrichtungen und schützt über 450 Millionen Quadratmeter Immobilienfläche in mehr als 60 Ländern.
Der Markt für Zutrittskontrolle in Europa und insbesondere in Deutschland ist nicht gerade klein – es gibt eine ganze Reihe von Wettbewerbern. Inwiefern glauben Sie, sich im Vergleich hervorheben zu können? Was sind für Sie die Alleinstellungsmerkmale von Brivo?
Ingo Meijer: Das ist leichter zu beantworten, als Sie vielleicht erwarten. Unser Ansatz für eine cloudbasierte Zutrittskontrolle unterscheidet sich grundlegend von den meisten anderen Lösungen. Die Brivo-Lösungen sind „Cloud-Native” und aus einem Guss, d. h. Brivo hat seine Lösungen von Anfang an aus der Software-Perspektive und mit einem Cloud-Fokus entwickelt. Dadurch sind sie cybersicherer, skalierbarer und stabiler als andere Systeme, nicht zu vergessen die Benutzerfreundlichkeit für Endanwender, Betreiber und Installateure. Darüber hinaus steigt der Bedarf der Anwender an cloudbasierten Gebäudemanagementlösungen, die reibungslos mit einem Zutrittskontrollsystem verbunden werden können. Brivo ist bereits der bevorzugte Partner vieler dieser Unternehmen.
Was sind die entscheidenden Vorteile Ihres Ansatzes?
Ingo Meijer: Unsere Plattform befindet sich bereits in der 4. Auflage und stellt ein gut ausbalanciertes, sicheres und stabiles System dar. In den letzten 20 Jahren haben wir gelernt, worauf es ankommt, um unsere Kunden gut zu betreuen, was zu einer branchenweit sehr guten Kundenbindungsrate geführt hat. Dennoch verbessern wir unsere Plattform ständig, um auf dem neuesten Stand der Technik zu bleiben. Und das Ganze passiert in Echtzeit für die Nutzer, einer der Vorteile einer cloudbasierten Plattform.
Sie sagten in unserem Vorgespräch, Ihr Ansatz entspreche insbesondere den Anforderungen der „Millennials“ und jener, die einen „hybriden“ Ansatz bei der Arbeit bevorzugen, bei dem sie teils von zu Hause aus und teils am tatsächlichen Standort des Unternehmens arbeiten...?
Ingo Meijer: Das ist richtig, Millennials halten sich nicht mehr an die alten Regeln: im Büro sitzen und dort von 8 bis 17 Uhr arbeiten. Sie wollen flexibler sein und können virtuell in der Cloud zusammenarbeiten. Mit Brivo können Sie ihr Zutrittskontrollsystem auf ein höheres Niveau bringen und eine viel flexiblere, automatisierte und integrierte flexible Bürolösung schaffen. Nicht zu vergessen, dass wir den klassischen Schlüssel überflüssig machen und das bevorzugte Werkzeug der Millennials zum Öffnen von Türen und zur Nutzung der Gebäudetechnik nutzen – ihr Mobiltelefon.
Lassen Sie uns einen genaueren Blick auf Ihre SaaS-Zutrittsplattform „Brivo Access“ werfen. Zwei entscheidende Merkmale sind die Visualisierung von Daten und die eingebettete Business Intelligence-Funktion. Könnten Sie das bitte etwas näher erläutern?
Ingo Meijer: Die Visualisierung von Daten ist in einem Umfeld, das von Monat zu Monat komplexer wird, von entscheidender Bedeutung, erst recht während und nach der Pandemie. Wir beobachten nicht nur, dass Mitarbeiter häufiger den Arbeitsplatz wechseln, sondern auch, dass sich die Aufgaben innerhalb einer Arbeitsstelle selber häufiger ändern und Zugang zu verschiedenen Räumen, Gebäuden oder Standorten erfordern. Außerdem sehen wir eine Zunahme von Gebäudemanagement- und Zutrittslösungen für Büro- und Wohngemeinschaften. Und schließlich versuchen neue cloudbasierte Gebäudelösungen, etwa für Besucher-, Parkraum- oder Flex-Office-Management, die physische Handhabung dieser zunehmend komplexen Vorgänge zu digitalisieren und zu automatisieren. Visualisierung ist ein erster Schritt, um dies zu bewältigen. Aber sie hat ihre Grenzen. Daher benötigen Zutrittskontrollplattformen die Hilfe von KI (Künstlicher Intelligenz), um den visuellen und manuellen Verwaltungsprozess zu verbessern. Am Ende generiert ein solches KI-basiertes System eine Vielzahl von Daten, die den Betreibern helfen können, die Prozesse des Gebäudemanagements zu verbessern und die richtigen Entscheidungen zu treffen, z. B. in Bezug auf den Belegungsgrad.
Auf welche vertikalen Märkte zielen Sie mit Ihren Lösungen in der Regel ab?
Ingo Meijer: Wir betreuen vor allem gewerbliche Immobilien, Mehrfamilienhäuser und große Unternehmen mit verteilten Standorten, aber wir haben Kunden in allen Branchen, von landwirtschaftlichen Betrieben bis hin zu Zoos.
Es gibt einen ganz speziellen Anwendungsfall, für den Sie eine Lösung haben – es geht um die Auslieferung von Lebensmitteln, insbesondere um die sogenannten „Dark Deliveries“. Worum geht es dabei?
Ingo Meijer: Cloudbasierte Zutrittskontrolle ermöglicht es Unternehmen, per Fernzugriff und sofort Zutrittsberechtigungen je nach Einrichtung, Person, Tageszeit und Eintrittspunkt zu vergeben, zu ändern und zu beenden. Ein Lebensmittellieferant, der um 2 Uhr nachts in einer Einrichtung eintrifft, um Regale aufzufüllen, muss nicht mehr auf einen Manager warten: Seine Daten können vorab in das Zutrittskontrollsystem eingegeben werden und er erhält die Berechtigung, eine bestimmte Tür innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu öffnen. Es muss kein Mitarbeiter mehr über Nacht vor Ort sein oder mitten in der Nacht zur Anlage fahren, um die Türen für die Lieferung zu öffnen.
Herr Meijer, Künstliche Intelligenz ist schon seit längerem ein weltweit diskutiertes Thema – lange bevor dies durch das Aufkommen von Chatbots wie ChatGPT angekurbelt wurde. Auch Ihr Unternehmen forscht in diesem Bereich. Inwiefern denken Sie, dass diese technologische Entwicklung vielversprechend für die Zutrittskontrolltechnologie ist?
Ingo Meijer: Wie bereits erwähnt, zielen wir darauf ab, die bisher oft manuell durchgeführten Abläufe zu automatisieren, um die ständig wachsende Komplexität zu bewältigen. Ein Mensch kann nicht alle Daten zu jeder Zeit überblicken. Aber die KI kann das. Es ist ein langer Weg und der komplette Ersatz der menschlichen Kontrolle ist weder möglich noch gewollt. Aber wir wollen, dass die Anwender sich nur die Vorgänge ansehen, die wirklich wichtig sind. Die KI kann die Filterung übernehmen und die benötigten Informationen bereitstellen und aufbereiten. Auf diese Weise wollen wir die Effizienz und die Genauigkeit der menschlichen Anwender erhöhen.
Sie beabsichtigen derzeit, die Präsenz von Brivo auf dem deutschsprachigen Markt zu stärken. Welche strategischen Schritte unternehmen Sie, um dies zu erreichen?
Ingo Meijer: Der deutschsprachige Markt ist sehr wichtig in Europa. Viele Innovationen in der Zutrittskontrolle und Gebäudetechnik kommen von dort und die stabile Wirtschaft und wirtschaftliche Bedeutung innerhalb Europas tun ihr übriges. Deshalb sind auch viele unserer aktuellen Unternehmens- und Endkunden-Accounts hier aktiv. Unsere Kunden erwarten, dass wir sie in DACH auf die gleiche Weise betreuen, wie wir es in den USA tun. Dafür arbeiten wir mit lokalen API (Programmierschnittstellen)-Partnern und Anbietern von Gebäudemanagementlösungen zusammen, passen uns den lokalen Anforderungen an, bauen ein starkes und innovatives Vertriebsnetzwerk auf und verbessern unsere Plattform ständig um relevante Funktionen, um auch in dieser wichtigen Region der führende Anbieter für cloudbasierte Zutrittskontrollen zu werden.
Sie arbeiten mit lokalen Partnern zusammen. Können Sie uns etwas über Ihre diesbezüglichen Pläne und Konzepte erzählen?
Ingo Meijer: Das Schlüsselwort hier ist lokal. Der deutschsprachige Markt ist nicht unser Heimatmarkt und wir agieren hier noch nicht eigenständig lokal. Es ist bekannt, dass dieser Markt einer der wettbewerbsintensivsten ist und sehr spezifische Anforderungen an Design und Prozesse stellt. Aber unsere Vertriebspartner helfen uns, diese Bedürfnisse zu verstehen und unser Angebot zu verbessern. Unser Ziel ist es, so bald wie möglich als lokaler Lösungsanbieter mit einer soliden und branchenführenden Lösung zu gelten.
Business Partner
Brivo Systems LLC7700 Old Georgetown Rd. Suite 300
20814-6100 Bethesda, MD
USA
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