Brandschutz in Gala-Form
Für künstlerische Hochgenüsse ist das renommierte Opernhaus in der bergischen Metropole wohlbekannt. Zu den Protagonisten zählt nicht zuletzt die kürzlich verstorbene Choreografin ...
Für künstlerische Hochgenüsse ist das renommierte Opernhaus in der bergischen Metropole wohlbekannt. Zu den Protagonisten zählt nicht zuletzt die kürzlich verstorbene Choreografin Pina Bausch, die mit ihrem Tanztheater zu Weltruhm gelangte und in den Jahren ihres Wirkens mit Auszeichnungen überhäuft wurde. Nach umfangreichen Modernisierungsarbeiten fand vor ziemlich genau einem Jahr, nämlich am 18. Januar 2009 schließlich die lang ersehnte Wiedereröffnung des Wuppertaler Prestigeobjektes statt, nachdem das Haus Ende 2003 geschlossen werden musste, um den Brandschutz auf den neuesten Stand zu bringen und die gesamte Technik zu erneuern.
Neben dem Schauspielhaus im Stadtteil Elberfeld gehört das Opernhaus in Barmen zu den Wuppertaler Bühnen, einem kommunalen Stadttheaterbetrieb, der in Form einer stadteigenen GmbH geführt wird und Ensembles für die Sparten Schauspiel und Musiktheater unterhält. Darüber hinaus arbeiten die Wuppertaler Bühnen für das Tanztheater Pina Bausch, das seine Produktionen in den beiden Häusern herausbringt und aufführt.
Spielstätte mit langer Tradition
Der ursprüngliche Bau des Opernhauses wurde 1905 nach Entwürfen des Kölner Architekten Moritz fertig gestellt. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde er bei einem Luftangriff schwer beschädigt. Nach dem Wiederaufbau wurde das Haus 1956 erneut eröffnet bis es 2003 geschlossen wurde um es grundlegend zu sanieren. In den verbleibenden Tagen vor der feierlichen Eröffnung eilte die Zeit dahin wie im Flug und sorgte bei allen mit den Installationsarbeiten Beteiligten für einen Adrenalinspiegel auf höchstem Niveau. In Tag- und Nachtschicht wurden die Restarbeiten fertig gestellt. Noch am Tag der Eröffnung wurden die letzten Staubschutzkappen von den Brandmeldern entfernt. Mit Erfolg, wie sich heraus stellte.
Modernster Brandschutz im Gala-Gewand
Für die Umsetzung der Ausführung des technischen Sicherheitskonzeptes der Wuppertaler Oper war die Firma Niscayah als einer der verantwortlichen Partner der beauftragten Firma Ahrends zuständig. Als eines der führenden, herstellerunabhängigen Unternehmen auf dem internationalen Sicherheitsmarkt installierte Niscayah modernste Brandmeldetechnik der Traditionsmarke Esser, die den neuesten Richtlinien entspricht und höchste Sicherheit für Besucher, Operndarsteller und das Gebäude selbst gewährleistet. Niscayah übernahm darüber hinaus die Inbetriebnahme externer Leistungen in Abstimmung mit der Feuerwehr Wuppertal, dem Bauordnungsamt und dem Gebäudemanagement der Stadt Wuppertal (GMW) sowie dem TÜV Rheinland.
Knapp 1.000 hochwertige Brandmelder der Serie IQ8Quad wurden installiert, davon ca. 40 % mit integriertem, akustischem Alarmgeber für eine entsprechende Unterstützung bei einer Evakuierungsmaßnahme. 25 Rauchansaugsysteme sowie 150 Druckknopfmelder und ca. 30 Lüftungskanalmelder vervollständigen die umfangreichen Schutzmaßnahmen. Die Peripherieelemente wurden über ca. 20 Ringe auf sechs Brandmelderzentralen IQ8Control aufgeschaltet, die untereinander vernetzt sind. Die Hauptzentrale mit Bedienteil ist in einem separaten Raum untergebracht. Die komplexe Steuermatrix für die Brandmeldeanlage, die im ersten Schritt unter Berücksichtigung der existierenden Vorschriftenlage programmiert wurde, steuert unter anderem die Lüftungs- und Beleuchtungsanlage, die Rauchabzugsysteme sowie einen Lasten- und einen Behindertenaufzug. Im Lauf der Installationsarbeiten wurde die Steuermatrix noch mehrfach modifiziert, um auch die Sonderwünsche von Bühnenbetrieb und ansässiger Feuerwehr zu berücksichtigen.
Generalprobe bestanden
Die Sachverständigenprüfung der Brandmeldeanlage erfolgte eine Woche vor der Wiedereröffnung durch den TÜV Rheinland. Zwei Tage später wurde die Anlage dann zur Feuerwehr aufgeschaltet. Eine zuvor durchgeführte Evakuierungsübung war Bestandteil des Baugenehmigungsverfahrens. Diese Probe musste noch bestanden werden, um die Eröffnung am 18. Januar zu ermöglichen. Während einer Sonderveranstaltung mit geladenen Gästen erfolgte ein unangekündigter Probealarm. Nach 20 Sekunden stand der erste Besucher bereits vor der Tür, vier Minuten später war das Haus komplett leer. Vollauf zufrieden mit dem Ergebnis war Siegfried Brütsch, Leiter der Wuppertaler Feuerwehr. Das Opernhaus hatte seine letzte Probe bestanden. Wie umfangreich die organisatorischen Prozesse allein im Zusammenhang mit dem Brandschutz sind, zeigt sich an der Anzahl der eingebundenen Unternehmen.
Die Ingenieurgesellschaft inDigo GmbH aus Dortmund war mit der elektro- und nachrichtentechnischen Gesamtplanung des Bauvorhabens von Anfang an durch das Gebäudemanagement betraut worden und stellte maßgeblich die Schnittstelle zwischen Planung und Projektierung bis hin zur TÜV-Abnahme und Aufschaltung auf die Feuerwehr Wuppertal dar. Die Umsetzung des Brandschutzkonzeptes im Rahmen der Sanierung erforderte von allen Beteiligten sehr umfangreiche Fachkompetenz und großes Engagement, um das Optimum an Sicherheit erreichen zu können. Ein Beweis für die gelungenen Fachplanungen und die Umsetzung war die erfolgreiche Evakuierungsprobe mit der Feuerwehr Wuppertal und ca. 700 Probanden am 9. Januar 2009, die auch im regionalen TV ausgestrahlt wurde. Die Erstellung des Brandschutzkonzepts und die Überwachung der Umsetzung der Brandschutzauflagen erfolgte durch das vom GMW beauftragte Ingenieurbüro für Brandschutz Wuppertal (IfBW-GmbH).
Orchestergraben mit Besonderheit
Dirigenten und Orchestermitglieder sind für ihr fein ausgeprägtes Gehör bekannt. Bei leisen Passagen klassischer Stücke sammelten sich im Orchestergraben die Geräusche der Rauchansaugsysteme (für andere kaum wahrnehmbar) und irritierten den Dirigenten. Eine Lösung musste her. Mit einer Dämmmaßnahme konnte eine Dämpfung um ca. 18 Dezibel erreicht und die störenden Geräusche minimiert werden. Besondere Anforderungen - aber auch die konnten erfüllt werden.
Nach der Sanierung mit einem Gesamtvolumen von 23 Mio. € erstrahlt das Opernhaus nun wieder im Charme der 50er Jahre, jedoch auf neuestem, technischem Stand. Möglich wurde die Sanierung u.a. durch eine Spende der Jackstädt-Stiftung und das Engagement der Wuppertaler Bürger, die als „Stuhlpaten" fast 600.000 € aufgebracht haben und so die neue Bestuhlung finanzierten. Wen wundert es dann, dass bei der Aufführung von Mozarts „Zauberflöte" am 7. Februar alle Plätze besetzt waren.
Dipl.-Ing. Michael Steinborn (Technical Support Esser), der die Firma Niscayah von Seiten des Herstellers hinsichtlich applikativer Sonderlösungen unterstützt hat, ist sich mit seinem Kollegen Frank Diebek (technischer Vertrieb Esser) und dem verantwortlichen Techniker von Niscayah, Stefan Laumann sowie dem Montageleiter, Heinrich Nadicksbernd darüber einig, dass es bei der technischen Umsetzung der Gesamtplanung von der Indigo GmbH sowie der Anforderungen der zuständigen Behörden und des Betreibers kaum noch Optimierungsbedarf gibt. Im Gegenteil: Jetzt heißt es „Bühne frei" - mit Brandschutz in Gala-Form.