Mobotix auf der Security in Essen
Mehr und mehr sieht sich Mobotix als Grundlagenplattform für eine Vielzahl (branchenspezifischer) Aufgabenstellungen beyond human vision, wie der Leitspruch des Unternehmens es au...
Mehr und mehr sieht sich Mobotix als Grundlagenplattform für eine Vielzahl (branchenspezifischer) Aufgabenstellungen – „beyond human vision“, wie der Leitspruch des Unternehmens es auf den Punkt bringt. Im Zentrum standen Neuheiten bei Hard- und Software, Cyber-Attacken-Resistenz- zertifizierte Sicherheitslösungen, eine neue Version der Mobotix-VMS „Mx Management Center“ – außerdem eine eigene NAS-Lösung sowie die neuen Mobotix Move-Kameras, mit denen der Hersteller seine traditionelle rein dezentrale Produktphilosophie erweitert. Matthias Erler von GIT SICHERHEIT sprach mit Christian Heller, Sales Director DACH bei Mobotix – der unter anderem für 2019 „einen neuen Meilenstein in der Videoüberwachungstechnik“ ankündigt.
GIT SICHERHEIT: Herr Heller, zunächst einmal herzlichen Glückwunsch: Sie haben ja den GIT SICHERHEIT Award gewonnen – und zwar für die Thermalkamera S16. Dass gerade dieses Modell gewonnen hat, zeigt recht gut, dass Video und Sicherheit keine deckungsgleichen Themen sind: Die Anwendungen sind heute viel breiter...?
Christian Heller: Vielen Dank für die Glückwünsche – der GIT SICHERHEIT Award hat uns überrascht und sehr gefreut. Sie haben recht – die Anwendungen für Videotechnologie sind vielfältig. Der Award zeigt uns einmal mehr, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Wir befassen uns gemeinsam mit unseren Partnern sehr stark mit konkreten Branchenlösungen. Wichtig sind für uns vor allem industrielle Anwendungen – hier leisten wir wichtige Beiträge bei der Prozessoptimierung. Gerade Thermalkameras kommen hier zum Tragen.
Warum genau?
Christian Heller: Sie transportieren vor allem wesentlich mehr Informationen, als es mit optischen Standardsensoren machbar wäre. Hochinteressant sind die Thermalkameras aber auch bezüglich des Datenschutzes. Denn mit den Wärmebildern die sie liefert, lassen sich zwar Personen und Vorgänge erkennen – aber nicht etwa das Gesicht. Mit Thermalsensoren hat man mit anderen Worten keine Berührung mit Datenschutzproblemen. Deshalb sind Thermalkameras generell sehr interessant für Sicherungsaufgaben in der Industrie.
Welche Rolle spielen solche Einsatzbereiche jenseits der Security heute für Mobotix insgesamt?
Christian Heller: Wie wichtig ein umfassender Blick auf die Anwendungsmöglichkeiten der Videotechnik im Sicherheitsbereich und darüber hinaus ist, wird am besten vor dem Hintergrund unserer Strategie deutlich: Zu ihr gehört ganz wesentlich, dass wir uns immer mehr und immer stärker lösungsorientiert aufstellen. Dementsprechend sind solche industriellen Anwendungen, auch etwa in Verbindung mit dem Brandschutz, sehr wichtige Einsatzbereiche für uns. Wir werden das weiter forcieren. Dass wir die Gesamtlösung so in den Vordergrund stellen, spiegelt auch unser Claim wieder: „Beyond Human Vision“. Wir begeben uns also jenseits des rein Visuellen. Die dafür erforderliche Intelligenz sitzt in der Kamera – deshalb sprechen wir ja auch von einem Computer mit Linse.
Lassen Sie uns jetzt aber mal einen näheren Blick auf Ihr Security-Portfolio werfen. Auf der Security in Essen haben Sie eine ganze Reihe von Neuigkeiten vorgestellt – so etwa das jetzt auch Cyber-Security-zertifizierte Cactus Concept?
Christian Heller: Unser blauer Kaktus ist ein sprechendes Symbol für unser Konzept. Auch der echte Kaktus überlebt ja in sehr rauen Umgebungen – ganz wie unsere Netzwerk- und Videoüberwachungstechnik, auf die im Zweifel sehr vieles einwirkt. Genau wie beim Kaktus ist der Energiebedarf dabei sehr gering. Und auch die Ausstattung mit Stacheln ist vergleichbar – Stichwort Abwehr von Cyber-Manipulationen. Der Schutz vor Hacker-Angriffen durch ein vollständig geschütztes End-to-end-Videosystem hat kürzlich das „Certificate: Penetration Test“ von Syss erhalten. Das ist eine sehr wichtige Botschaft. Unser zertifiziertes Cactus Concept ist definitiv sicher – und made in Germany. Auch letzteres ist eine sehr wichtige Aussage für den Markt. Das Zertifikat ist nicht nur in Deutschland, sondern auch international sehr wichtig und wir gehen davon aus, dass solche Zertifizierungen zukünftig Voraussetzung für den Einsatz in öffentlichen Bereichen sein werden.
Sie haben in Essen auch Ihre Videomanagement-Software in einer neuen Version vorgestellt – was ist neu?
Christian Heller: Das ist unser Mobotix Management Center in der Version 2.0. Neu ist zum Beispiel die Advanced Configuration, die eine äußerst einfache und schnellere Inbetriebnahme der Kameras ermöglicht. Das hat man vorher per Browser gemacht – jetzt geht das direkt im VMS-Konfigurator und zwar nicht nur mit Mobotix-Kameras einschließlich der neuen Mobotix Move-Modelle, sondern mit allen ONVIF S-fähigen Kameras von Drittherstellern. Sie alle lassen sich direkt von der VMS bedienen, auch die PTZ-Funktionen. Die Systemsicherheit lässt sich jetzt über einen Health-check prüfen: Es stellt fest, ob das System stabil läuft, oder ob es Schwachstellen gibt – verbunden mit einer umfangreichen Online-Hilfe mit integrierten Suchfunktionen. Wir haben auch ein neues Lizenzmodell, in dessen Rahmen erweiterte Leistungen und Funktionen ergänzt werden können. Dazu kommt ein optisches Facelift insbesondere der Bedienelemente. Das System ist einfacher in Betrieb zu nehmen und insgesamt viel übersichtlicher gestaltet.
Neu ist auch, dass es von Mobotix jetzt eigene NAS-Lösungen gibt – also Network Attached Storage. Was steht hinter dieser Entscheidung – und worin liegt der Vorteil für den Anwender?
Christian Heller: Wir können ja grundsätzlich der Software und den Kameras sagen, wo die Daten gespeichert werden können – das kann natürlich auch jedes NAS sein. Aber wir haben uns gefragt, wie wir nicht nur Speicherorte für Daten festlegen können, sondern wie wir so eine NAS-Lösung zu 100 Prozent in unsere Videomanagementsoftware integrieren können. Was wir suchten, war eine vollkommene Integration in die VMS, auch bei der Anbindung von Fremdprodukten. Das können Kameras mit und ohne Speicherkarten sein oder auch Kameras von Drittherstellern ohne Speicherkarte, etc. Wir wollten also unser Netzwerk erweitern und in unserem Netzwerk auch die sichere Datenspeicherung abbilden, um insgesamt zu einer hocheffizienten Gesamtlösung zu kommen. Das ist auch ein Mehrwert für unsere Kunden mit Fremdanbieterkameras. Er kann auf alles zugreifen – denn alles ist integriert in einem sicheren, zentralen und flexiblen Netzwerk.
Die offene Gestaltung Ihres Security-Messestands war Programm. Generell hat sich Mobotix dem Markt stärker geöffnet – einen entsprechenden Strategiewechsel gab es bereits vor einiger Zeit. Wie kommt das im Markt an?
Christian Heller: Dieser Strategiewechsel war auch notwendig. Geschlossene Systeme sind nicht zukunftsfähig. Es zeigt sich, dass diese Entscheidung aufgeht. Denn wir erschließen gemeinsam mit unseren Partnern viele neue Märkte, die uns früher vielfach verschlossen geblieben wären. Das gilt für viele verschiedene Verticals. Hier können wir jetzt viele Aufgaben sehr viel intensiver bearbeiten und viel umfassendere Lösungen anbieten. Hier kommt noch sehr viel Neues – vieles ist in Vorbereitung.
Zum Thema Offenheit und Flexibilität gehören auch die neuen Move-Kameras, die wir in der GIT SICHERHEIT bereits vorgestellt haben: Durch die Einführung von Kameras mit bewegten Teilen haben Sie Mobotix-Neuland betreten: Ihre Produktphilosophie baute ja auf der dezentralen Netzwerkkamera auf, die auch ohne zusätzliche VMS arbeitet, und die ohne bewegliche Teile auskommt, so dass die Kameras auch sehr robust und langlebig sind. Zeigen Sie uns noch mal kurz den Hintergrund für diese Erweiterung auf?
Christian Heller: Wir werden tatsächlich oft gefragt, warum wir uns mit den Mobotix Move-Kameras von unserem Grundkonzept abweichen. Wir haben schon vor einiger Zeit klar festgestellt, dass wir wesentlich flexibler sein müssen – und dass wir das sind, müssen wir auf den Markt bringen. Wenn es zum Beispiel um ein Projekt geht, bei dem PTZ-Kameras eine wichtige Rolle spielen, konnten wir das auch früher schon mit externen PTZ-Kameras lösen. Mit den Move-Kameras können wir jetzt alles aus einer Hand anbieten. Um die Abgrenzung zu unseren dezentralen Videosystemen zu bewahren, haben wir die Move-Kameras als ergänzende, eigenständige Produktlinie ausgestaltet. So können wir eine integrierte Mobotix-Lösung für jede Anforderung realisieren.
Partnerlösungen waren ein entsprechend wichtiges Thema auch auf der Messe...
Christian Heller: In der Zusammenarbeit mit unseren Partnern zeigen sich die riesigen Vorteile unserer offenen und flexiblen Lösungen. Ein Beispiel ist etwa die Integration unserer Thermalkameras in eine Brandmeldeanlage von Hekatron, wie sie vor kurzem einer unserer Advanced Partner realisiert hat. Unsere Thermalkameras können im vorbeugenden Brandschutz einen gewaltigen Beitrag leisten – dies wollen wir deshalb auch weiter forcieren. Auf den Thermalbildern mit ihren vielen Pixeln sind manche Temperaturen ganz klar erkennbar und auswertbar. Ein sehr gutes Beispiel, bei dem das zum Tragen kommt, ist eine Mülldeponie. Dort kommt es häufig zu Entzündungen, ausgelöst oft durch chemische Reaktionen zwischen den Abfällen. Thermaloptiken erkennen schon einen minimalen Anstieg von Temperaturen innerhalb von Sekunden – der Brand kann also viel früher als allein durch den Rauch erkannt werden. Wir wollen in diesem Bereich noch viel stärker mit anderen Herstellern kooperieren.
Auch im Retail-Bereich ergeben sich ja Anwendungen der Thermalkameratechnik?
Christian Heller: Hier haben wir eine Partnerschaft mit dem Kassensystem-Hersteller Vectron. Diese POS-Lösung beschränkt sich nicht auf einfache Verkaufsüberwachung mit digitalen Belegen, etc., sondern sie kann viel mehr: People Counting hinterlegt etwa Informationen darüber, wie viele Kunden kommen und gehen; Heatmapping zeigt, wo sie sie sich verstärkt bzw. weniger aufhalten. Das ist im Ausland noch ein stärkeres Thema als im DACH-Bereich. Hier sieht man sehr stark den Datenschutz. Allerdings können auch hier die Thermalkameras eine Lösung anbieten: Ihre Bilder zeigen ja keine Gesichter, so dass sich niemand beobachtet fühlen muss. Abgesehen von den genannten Beispielen ergeben sich für uns vor allem Industrie noch ungezählte Möglichkeiten etwa in der Prozessüberwachung. Auch hier arbeiten wir schon mit vielen Partnern zusammen.
Herr Heller, Sie sind seit September Sales Director DACH bei Mobotix. Welche Eindrücke haben Sie gewonnen nach ihrer ersten Zeit im Unternehmen?
Christian Heller: Ich bin zu Mobotix gekommen, weil dieses Unternehmen für mich schon von Anfang an eine ganz große Bedeutung hat als Innovationstreiber im Markt. Ich bin immerhin bereits seit 20 Jahren in der elektronischen Sicherheitstechnik tätig – da kenne ich mich aus, einschließlich Themen wie Einbruch, Brand und Zutritt. Was meine ersten Eindrücke betrifft: Wir haben hier bei Mobotix eine gerade auch durch die neue Strategie beflügeltes starkes, frisches und innovatives Team, das sehr gut zusammenarbeitet. Das gilt für alle Abteilungen und ist ausgesprochen motivierend. Es gibt viel frischen Wind und reichlich Ideen für das Projekt Mobotix 2.0.
Welche Ziele haben Sie sich für die nächste Zukunft gesetzt?
Christian Heller: Ich möchte, dass wir uns weiter sehr stark auf Lösungen konzentrieren, weitere Partner finden und aufbauen. Gerade im DACH-Bereich setze ich sehr stark auf den Ausbau unserer Branchenlösungen. Health Care ist zum Beispiel ein sehr großes Thema für uns. Außerdem wird die Cyber-Security weiter im Mittelpunkt stehen. Ganz wichtig im kommenden Jahr: Es wird ein tolles Tool für Elektroplaner und Consulter geben. Das wird ein Meilenstein in der Videoüberwachungstechnik sein. Insgesamt wird es darum gehen, Mobotix 2.0 immer mehr bekannt zu machen und weiter unserem Ruf gerecht zu werden – als Innovator mit sicheren und zuverlässigen Produkten made in Germany.
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