Sicherheit für den Pears Jüdischer Campus (PJC) in Berlin
Im Berliner Bezirk Wilmersdorf erhebt sich seit kurzem ein bemerkenswertes Gebäude, das nicht nur durch seine beeindruckende Architektur besticht, sondern auch durch die fortschrittliche Technologie, die es beherbergt. Es ist der Pears Jüdischer Campus (PJC), das größte jüdische Bauprojekt in Deutschland seit dem Holocaust, der größte jüdische Campus Europas und ein beeindruckendes Zeugnis des jüdischen Lebens und der Kultur in Berlin. Die technischen Anforderungen an das Sicherheitskonzept sind besonders anspruchsvoll. Ein Beitrag von Lukas Olfert, Business Development, Graef Distribution.
Als Peter Gräf, Geschäftsführer von Graef Systemtechnik, zum ersten Mal von dem Projekt Pears Jüdischer Campus erfuhr, war ihm sofort klar, dass es sich um ein besonderes Bauvorhaben handelt, das im Fall einer Beteiligung seine ganze Aufmerksamkeit erfordern würde. Die Sicherheit jüdischen Lebens in Deutschland ist – leider – nach wie vor keine Selbstverständlichkeit, wie die Anschläge nach dem Überfall der Hamas auf Israel einmal mehr belegen. Eine jüdische Bildungseinrichtung, die insbesondere von Kindern und Jugendlichen besucht wird, bedarf deshalb eines Schutzes, der über das normale Maß hinausgeht.
In fünfjähriger Bauzeit, von 2018 bis 2023, wurde ein mit einem Budget von 40 Millionen Euro ein Bauwerk geschaffen, das nun als Symbol für die Wiedergeburt und den Aufstieg der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland stehen soll. Das Projekt wurde aus zahlreichen Quellen finanziert, darunter Mittel des Bundes und des Landes Berlin, Privatspenden und Stiftungsmittel von Organisationen wie der Stiftung Lebendige Stadt und der Berliner Sparkassenstiftung. Einer der Hauptspender ist die in Großbritannien ansässige Pears Foundation, die auch Namensgeber des künftigen „Pears Jüdischer Campus“ ist.
Auf dem 8000 Quadratmeter großen Gelände an der Westfälischen Straße gibt es Kunstateliers und Musikstudios, einen Kindergarten, eine Grundschule und ein Gymnasium, ein Kino, eine Sport- und Veranstaltungshalle sowie ein koscheres Restaurant. Auf sieben Etagen ist der Campus als eine lebendige, religions- und altersübergreifende Begegnungsstätte konzipiert.
Der Initiator: Rabbi Yehuda Teichtal
Der Campus wurde am 25. Juni 2023 offiziell eröffnet. Anwesend waren u. a. der Regierende Bürgermeister Kai Wegner und der Oberrabbiner des Staates Israel, Jitzchak Josef. Der PJC ist Teil der Chabad-Lubawitsch-Bewegung, einer streng orthodoxen jüdischen Gemeinschaft, und wird von der Stiftung Jüdischer Campus unter der Leitung von Rabbi Yehuda Teichtal verwaltet. Teichtal war es auch, der das Projekt seit 2013 maßgeblich vorangetrieben hat. Sein Engagement und sein unerschütterlicher Glaube an die Fähigkeit der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland, sich zu erholen und zu gedeihen, sind eine ständige Inspiration für die Menschen, die den PJC besuchen.
Rabbi Teichtal, der auch Begründer und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin ist, musste vor einigen Jahren selbst erfahren, wie bedroht jüdisches Leben hierzulande noch immer ist. Ende Juli 2019 wurde er auf dem Weg vom Gottesdienst nach Hause in der Nähe der Synagoge vor den Augen seines Kindes von zwei Männern auf Arabisch beschimpft und bespuckt. Die Anteilnahme war groß (sogar Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte ihn damals zuhause), aber die Tat konnte letztendlich leider nie aufgeklärt werden.
Der Architekt: Sergei Tchoban
Die Architektur des Campus, entworfen vom renommierten Architekten Sergei Tchoban, ist ein Fest für die Augen. Die Fassade aus blau-violett glasierten Ziegelsteinen und das blau-weiß glasierte Eingangsportal sind eine Hommage an die Farbe Blau, die in der jüdischen Tradition die göttliche Offenbarung symbolisiert. Der Campus verfügt über eine zweistöckige Eingangshalle, eine zweistöckige Sporthalle, eine Terrasse, eine koschere Küche und einen Speisesaal.
Sergei Tchoban, der 2007 bereits den Bau der Synagoge im alten Umspannwerk betreute, arbeitete honorarfrei. „Das ist meine Spende“, sagte er der Deutschen Welle und stellte fest: „Für mich ist das Projekt etwas sehr Besonderes“. Auch die Herkunft seiner Familie habe ihn dazu bewogen, so der gebürtige Leningrader, der seit langem in Berlin lebt und große Bauprojekte in der Hauptstadt und vielen anderen deutschen Städten sowie im Ausland verantwortet hat. Er finde es unglaublich wichtig, „jüdisches Leben in Berlin zu stärken“.
Sicherheit auf höchstem Niveau
Neben der beeindruckenden Größe und Vielfalt ist es nicht zuletzt die Sicherheitstechnik, die dieses Projekt so bemerkenswert macht. Der Pears Jüdischer Campus ist keine gewöhnliche Einrichtung – es ist ein Ort, an dem Geschichte und Zukunft aufeinandertreffen, an dem Tradition mit Innovation verschmilzt und an dem Sicherheit und Freiheit Hand in Hand gehen.
Große Teile der Sicherheitsinfrastruktur des PJC wurden von Graef Systemtechnik aus Berlin installiert. Dem Geschäftsführer Peter Gräf und Philipp Röpke, dem technischen Leiter vor Ort, war es von Anfang an wichtig, für die künftigen Besucher und die Mitarbeiter ein Höchstmaß an Sicherheit zu gewährleisten.
Die Gefährdungslage des Pears Jüdischer Campus ist ein sensibles Thema, das mit aller Sorgfalt behandelt werden musste. Es besteht ein gewisses Risiko, da antisemitische Vorfälle in Berlin und ganz Deutschland leider eine traurige Realität darstellen, wie der oben erwähnte Angriff auf Rabbi Teichtal zeigt. Dies machte es unerlässlich, den Campus mit modernster Sicherheitstechnik auszustatten.
Graef Systemtechnik konnte dabei auf seine reichen Erfahrungen bei der Ausstattung anderer jüdischer Einrichtungen in Berlin zurückgreifen, wie z. B. dem Chabad Israeli Center, dem Jüdischen Bildungs- und Familienzentrum mit Synagoge, dem Lauder Nitzan Kindergarten und der Lauder Yeshurun.
Angesichts der großen Herausforderungen wurde ein umfassendes Sicherheitskonzept entwickelt, das den Schutz der Menschen innerhalb des Campus gewährleistet. Es umfasst eine Vielzahl von Sicherheitsmaßnahmen, darunter den kontrollierten Zugang und Alarmierungssysteme sowie eine ausgeklügelte IT-Infrastruktur. Jede Sicherheitsvorkehrung ist darauf ausgerichtet, potenzielle Bedrohungen frühzeitig zu erkennen, abzuwehren und eine sichere und trotzdem einladende Umgebung zu schaffen.
Intelligente Zugangskontrolle
Um höchstmögliche Sicherheit mit optischer Eleganz zu verbinden, entschieden sich die Verantwortlichen für die Installation eines hochmodernen Zutrittskontrollsystems von Paxton Access, einem führenden britischen Unternehmen in der Sicherheitstechnik-Branche. Dieses innovative System ermöglicht nicht nur eine sichere und bequeme Kontrolle des Zugangs, sondern bietet auch Flexibilität und große Usability in der Verwaltung der Berechtigungen.
Für den Eintritt in das Gebäude wurden Drehkreuze installiert. Jeder Ein- und Ausgang wird registriert und gezählt, sodass stets ein vollständiger Überblick darüber besteht, wer sich zu einem bestimmten Zeitpunkt im Gebäude befindet. Im Falle eines Alarms ist es daher genau nachvollziehbar, wer das Gebäude verlassen hat und wer sich möglicherweise noch darin aufhält. Diese präzise und zuverlässige Zugangskontrolle trägt maßgeblich zur Sicherheit auf dem PJC bei und sorgt gleichzeitig für einen reibungslosen Betriebsablauf.
Alarmtechnologie
Mit den zuverlässigen Alarmtechnologien von Telenot, einem der renommiertesten deutschen Hersteller von Sicherheitstechnik, wird zusätzliche Sicherheit gewährleistet. Das Unternehmen deckt alle Prozesse ab: Von der Entwicklung und Produktion, über Schulung und Planung, bis hin zum kompletten technischen und vertrieblichen Service rund um das Thema professionelle Sicherheitslösungen.
Effiziente und sichere Vernetzung
Neben großen Teilen der Sicherheitstechnik war Graef Systemtechnik auch für die Installation der WLAN-Infrastruktur und der aktiven Netzwerktechnologie verantwortlich. In Zusammenarbeit mit Wortmann wurde eine robuste und leistungsstarke Netzwerkinfrastruktur geschaffen, die den reibungslosen Betrieb des Campus sicherstellt.
Die baulichen Gegebenheiten machten den Einsatz von hochwertigen Accesspoints und leistungsstarker Netzwerkperipherie unabdingbar. Die Wahl hierfür fiel auf die Enterprise-Produkte des Herstellers Ubiquiti. Ein leistungsstarkes WLAN auf den knapp 8000 qm war eine der Prioritäten des Hausherren.
Wortmann, ein seit mehr als 35 Jahren bestehendes, mittelständisches und international tätiges Familienunternehmen, ist bekannt für seine Produkte und Dienstleistungen im Bereich der Informationstechnologie. Das Unternehmen hat Graef Systemtechnik bei der Beschaffung der notwendigen Technik unterstützt. Insbesondere stellte Wortmann den von ihnen gebauten Server für die Verwaltung des Netzwerks zur Verfügung.
Darüber hinaus fungierte Wortmann auch als Lieferant und Großhändler für die Technik von Ubiquiti. Dies beinhaltete Enterprise-Class-Switches, Gateways und Access Points, die wesentlich für die Einrichtung der High-End Netzwerkinfrastruktur auf dem Campus sind. Dies zeigt, wie die Zusammenarbeit mehrerer Unternehmen zu einer effizienten und sicheren Vernetzung des PJC beigetragen hat.
In Ergänzung zu den bereits erwähnten Dienstleistungen hat Graef Systemtechnik weitere wichtige Technologien im Gebäude installiert und konfiguriert. Auf allen Etagen wurden jeweils zwei Info-Displays aufgestellt. Diese modernen Digital-Signage-Displays zeigen stets aktuelle Informationen wie Stundenpläne, den Lehrplan und anstehende Veranstaltungen an. Die Inhalte können hierbei frei und unkompliziert von den Betreibern des Hauses gewählt und bearbeitet werden.
Darüber hinaus hat Graef eine Telekommunikationsanlage von 3CX samt den dazugehörigen IP-Telefonen mit insgesamt 35 Telefonen im Gebäude installiert. Dies ermöglicht eine effiziente interne Kommunikation und eine nahtlose Verbindung zur Außenwelt sowie individuelle Einstellungen für die verschiedenen Betreiber des Gebäudes, sei es die Kita, die Schule oder auch Teile der Verwaltung.
Koordiniert wurde das Zusammenwirken der beteiligten Unternehmen von Bauleiterin Jasmin Jesberger von Kondius. Mit herausragendem Engagement und einem großen Organisationstalent sorgte sie dafür, dass stets alle Arbeitsschritte aufeinander abgestimmt waren. Immerhin waren allein fünf Gewerke an der Errichtung eines Zugangs beteiligt. Das Thema Sicherheit nahm sie dabei von Anfang an besonders ernst.
Ein Projekt von großer Bedeutung
Die Durchführung der Arbeiten im Pears Jüdischer Campus war nicht ohne Herausforderungen, insbesondere aufgrund der Komplexität der Gebäudeinfrastruktur. Doch die Expertise und das technische Know-how von Graef Systemtechnik in Zusammenarbeit mit den anderen beteiligten Firmen ermöglichten es, diese Aufgaben erfolgreich zu meistern und eine hervorragende technologische Infrastruktur für den PJC zu schaffen.
Der Campus ist nicht nur ein technologisch fortschrittlicher Ort, sondern auch ein Ort, der die Geschichte und Kultur der jüdischen Gemeinschaft ehrt und feiert. Er ist nicht nur ein Meisterwerk der Sicherheitstechnik geworden, sondern hat auch eine tiefgreifende politische Bedeutung. Er ist ein kraftvolles Symbol der Wiedergeburt und des Aufstiegs der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Durch die Bereitstellung einer hochmodernen Sicherheitsinfrastruktur trugen alle beteiligten Unternehmen dazu bei, dass der PJC ein sicherer und einladender Ort für alle ist, die ihn besuchen.
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