ZVEI-Arbeitskreis: Brandfrüherkennung per Video und Wärmebild
Die videobasierte Detektion von Rauch und/oder Flammen sowie der Einsatz von Wärmebildkameras, um gefährliche Hitzequellen zu erkennen, ist gerade in Anwendungen zur Absicherung großer Bereiche, wie zum Beispiel von Industrie oder Lagerhäusern, eine innovative Methode, um Brände innerhalb von Sekunden direkt an der Quelle zuverlässig zu detektieren. Der neue Vorsitzende des ZVEI-Arbeitskreises „Video Based and Thermal Imaging Fire and Smoke Detection“ Sören Wittmann erläutert im Interview mit GIT SICHERHEIT die Ziele des Arbeitskreises.
GIT SICHERHEIT: Herr Wittmann, Sie sind seit Juli 2023 Vorsitzender des Arbeitskreises „Video Based and Thermal Imaging Fire and Smoke Detection“ im ZVEI. Um was geht es dabei aus technischer Sicht?
Sören Wittmann: Es geht einerseits um die Detektion von Flammen und Rauch mittels Videotechnik und andererseits der Erkennung von potenziell gefährlichen Wärmequellen durch den Einsatz von Infrarotkameras. Die beiden Technologien können Brände in einem sehr frühen Stadium, weit vor dem eigentlichen „Durchzünden“ detektieren und es können Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Damit eignen sich diese Technologien vor allem für Außenbereiche oder sehr große Flächen. Zum Teil werden sie auch integriert verwendet, um beide Faktoren zu erkennen. Im Arbeitskreis haben sich die führenden Hersteller dieser beiden Technologien zusammengeschlossen, um das Thema gemeinschaftlich voranzubringen.
Was sind denn die Vorzüge dieser Technologien?
Sören Wittmann: Hauptvorteil von Kameratechnik in der Branddetektion ist deren sehr hohe Geschwindigkeit und Genauigkeit. Man erhält eine schnelle Übersicht der überwachten Flächen und kann potenzielle Brandgefahren frühzeitig erkennen. Durch die Kombination von verschiedenen Analysetechniken und durch den Einsatz von KI können außerdem Ergebnisse optimiert und Falschalarme vermieden werden. Zudem ist eine exakte Verortung vermeintlicher oder tatsächlicher Brandereignisse möglich. Darüber hinaus können die Ereignisse dokumentiert und ausgewertet werden, woraus sich Schlussfolgerungen für Prävention und Reaktion ableiten lassen.
Woran arbeitet der Fachkreis konkret?
Sören Wittmann: Gemeinsam mit den anderen Mitgliedern des Fachkreises möchte ich verschiedene Themen anschieben, zum Beispiel die verstärkte Mitarbeit in der Normung und abgestimmten Marketingaktionen für diese Technologien, um die Vorteile bekannter zu machen.
Was passiert bei diesen Themen derzeit in normativer Sicht?
Sören Wittmann: In der internationalen Normung sind wir auf einem guten Weg. Die im letzten Jahr überarbeitete ISO 7240-29 „Standardtest für Video-Brandmelder“ soll jetzt zeitnah eine internationale Norm werden und nicht mehr nur als „Technical Specification (TS)“ innerhalb der EU gelten. Dies ist für die EU-Normung wichtig, die sich an der EN 54-Reihe orientiert. Auch der Entwurf der neuen EN 54-14 Brandmeldeanlagen – Teil 14: „Leitfaden für Planung, Projektierung, Montage, Inbetriebsetzung, Betrieb und Instandhaltung“ greift das Thema der video- und thermografiebasierten Verfahren auf und ordnet es bestimmten Szenarien und Anwendungen zu. Gemeinsam mit dem VdS arbeiten wir darüber hinaus an einer Richtlinie für die Planung, Montage und den Betrieb entsprechender Anlagen.
Das klingt, als wären Sie bei den Normen und anwendungsrelevanten Themen auf einem guten Weg. Welche weiteren Aktionen und Aktivitäten bereiten Sie aktuell vor?
Sören Wittmann: Bei den Rahmenbedingungen tun wir uns noch etwas schwerer. Bei der Überarbeitung der neuen „Muster-Richtlinie über den Brandschutz bei der Lagerung von Altreifen sowie Kunststoffabfällen in Anlagen zur Abfallentsorgung“, die im Juli 2023 die alte Richtlinie aus 1996 abgelöst hat, haben wir für die Integration unserer Technologien plädiert, um Brände auf Mülldeponien früher erkennen und besser bekämpfen zu können. Dieser Schritt war für den Verordnungsgeber jedoch noch etwas zu groß. Aber auch hier werden wir das Gespräch mit den Entsorgern suchen, um aktiv für unsere Technologien zu werben.
Außerdem arbeiten wir in Sachen Branchenmarketing mit der Deutsch-Französischen AHK an einem Projekt in Frankreich, bei dem wir den verantwortlichen Stellen die Vorteile der Frühdetektion durch optische und thermische Verfahren bei Waldbränden aufzeigen wollen. Wir haben auch den Kontakt zur Sächsischen Waldbrandkommission hergestellt, um gemeinsam mögliche Maßnahmen zu erörtern. Davon abgesehen wollen wir das Thema auch wieder auf der Intersec 2024 in Dubai platzieren, wo wir in diesem Jahr bereits positive Resonanz hatten.